Standardisierungsplattformen für die Software-Entwicklung
Moderne Plattformen erheben die modellbasierte Low-code Software-Entwicklung zur Standardumgebung für Fachverfahren: Sie werden nur über grafische Modelle konzipiert, hiernach konfiguriert und insbesondere direkt auf der Plattform betrieben. Die Anreicherung mit Konzepten wie Robotic Process Automation und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz erlauben eine ganzheitliche Software-Entwicklung out-of-the-box.
Die Krux der Legacy-Systeme
Viele historisch gewachsene Fachanwendungen, meist etablierte und verfahrensspezifische Software-Lösungen mit eigener Datenhaltung und Benutzeroberfläche, kommen spürbar in die Jahre: der Betrieb wird zunehmend kostenintensiver, die Wartbarkeit und Anpassbarkeit an neue Herausforderungen gestaltet sich zunehmend schwieriger.
Die Gründe für eine Alterung sind vielfältig:
- Die technische Grundlage bzw. Programmiersprache ist veraltet.
- Komponenten von Drittanbietern werden nicht mehr unterstützt.
- Personen mit Wissen über die Spezifika der Anwendung scheiden aus dem Dienst aus.
Die Auswirkungen sind umso spürbarer, je mehr sich fachliche oder gesetzliche Anforderungen technisch nicht mehr realisieren lassen, Datenstrukturen zu starr sind und daher notwendig gewordene neue Verknüpfungen oder Abfragen nicht mehr gebildet werden können. Zudem kann es zu Sicherheitslücken kommen, die insbesondere softwaretechnisch zu schließen wären, und ernstzunehmende Gefährdungen darstellen.
Auf ebenso unterschiedlichen Wegen wird versucht, diesen Auswirkungen zu begegnen: durch unzählige Workarounds, durch eine aufwendige Integration zusätzlicher Komponenten oder durch kostenintensive Maßnahmen, die außerhalb der Software-Umgebung liegen. Auf die Wartbarkeit und Anpassbarkeit der Fachanwendung zahlt dies nicht ein, ebenso wenig auf ihre Modernisierung. Vielmehr werden Anwendungen dadurch nur noch komplexer und undurchsichtiger.
Zukunftssichere Lösungen
Individuell entwickelte IT-Lösungen unterliegen immer dann einer Alterung, wenn sich die Technologie, mit der die Lösung realisiert wurde, nicht kontinuierlich weiterentwickelt und nicht auch selbst Gegenstand der Modernisierung und Instandhaltung ist. Geschieht dies nicht, veraltet zwangsläufig auch die IT-Lösung.
Hierfür gibt es geeignete Gegenmaßnahmen:
- Der Software-Lebenszyklus wird ganzheitlich betrachtet: Konzeption und Architekturgestaltung, die Erstellung optimierten Quellcodes und automatisierter Tests, der Roll-out und Betrieb sollten nahtlos ineinandergreifen.
- Code wird nicht mehr von Hand geschrieben, sondern aus grafischen Modellen heraus automatisiert generiert. Wartungsprobleme sind damit de facto nicht mehr existent.
- Die Aufhebung der Trennung von Entwicklungsumgebung und Betriebsumgebung. So wird sichergestellt, dass stets alle Softwarekomponenten optimal interagieren und Anpassungen möglichst zeitnah geschehen können.
- Der Einsatz innovativer Technologien, die über die eigentliche Fachanwendung hinausgehen und zusätzliche Möglichkeiten eröffnen: Künstliche Intelligenz als virtuelle Assistenten für Kunden, Sachbearbeiter und Administratoren, die Anbindung an Soziale Medien, die Automatisierung von Abläufen, die Datenintegration über konfigurierbare und protokollbasiere Adapter, Überwachungsmechanismen für sicherheitsrelevante Aspekte.
- Eine solide technologische Basis bildet die Grundlage für eine kostengünstige und zeitsparende Verfahrensentwicklung und -ablösung durch minimierte Abstimmungsbedarfe zwischen Fachexperten und technischen Projektbeteiligten.
Heutige Plattformen bieten diese Maßnahmen an. Sie stehen selbst unter enormem Entwicklungsdruck, nicht zuletzt wegen Wettbewerbssituationen, und sollten daher selbst einer permanenten Modernisierung unterliegen. Wählen Sie die für den Anwendungszweck am besten geeignete Plattform.
Aktionsbereiche einer Standardisierungsplattform
Neben der Konzeption der eigentlichen Facharchitektur gilt es auch auf Verwaltungsprozesse und interne Entscheidungswege zu achten. Sie fließen ebenfalls in die Software-Entwicklung mit ein.
In diesen Aktionsbereichen greift Materna dank seiner langjährigen Praxis auf die am besten geeigneten Konzepte, Paradigmen, Methoden und Werkzeuge zu:
- In der Facharchitektur verwenden wir ArchiMate: Enterprise Architecture Modeling Language zur Modellierung der Anwendung.
- In der Prozessmodellierung kommen BPMN 2.0: Business Process Model and Notation als Modellsprache und MID Innovator / ARIS / Camunda als Process Modeller und Process Engines zum Einsatz.
- Für die Gestaltung und das Management von Entscheidungsbedingungen setzen wir die DMN: Decision Model and Notation ein. Technisch sind zum Beispiel Actico zur Erstellung von Geschäftsregeln auf Basis der fachlichen Anforderungen und Red Hat Jboss zur Echtzeit-Ausführung der Geschäftsregeln und zum Abgleich der Ergebnisse mit der fachlichen Erwartung im Einsatz.
Materna kooperiert mit Pegasystems
Die Plattform PEGA® von Pegasystems, einem Technologiepartner von Materna, ist eine Plattform zur Realisierung von Verwaltungsprozessen und Fachanwendungen unter Berücksichtigung der gängigen und modernen Konzepte und Methoden.
PEGA® ist eine intermediäre Plattform, die als Zwischenschicht Fachanwendungen miteinander verbindet und gleichzeitig als Entwicklungs- und Betriebsschicht das Erstellen und Betreiben neuer Fachanwendungen erlaubt. Auf der intermediären Ebene wird zwischen der Plattform und dem jeweils anzubindenden IT-System genau eine Schnittstelle angesprochen.
Auf der Seite des Fachverfahrens wird diese implementiert, auf der Seite der PEGA®-Plattform wird eine protokollbasierte und standardisierte Schnittstelle bzw. ein Adapter lediglich konfiguriert. Sobald eine Fachanwendung mit PEGA® spricht, kann jede Fachanwendung mit jeder anderen sprechen, denn alle angebundenen Fachverfahren können über die intermediäre Plattform miteinander Daten austauschen: Das Daten-Mapping zwischen den Fachverfahren erfolgt ausschließlich über die Plattform und damit ohne weitere Eingriffe in die IT-Lösungen selbst. Die technisch oft komplizierten und teuren Anbindungen der Fachverfahren untereinander entfallen. Auf diese Weise wird eine Ende-zu-Ende Prozessautomatisierung bzw. ein Prozessmanagement erreicht, das die nahtlose Weitergabe von in einem Prozess behandelten Objekt an einen anderen Prozess derart ermöglicht, dass dort die Weiterverarbeitung ohne weiteres Zutun geleistet werden kann.
Wichtige Eigenschaften von PEGA
Varianten-Management
PEGA® macht Prozessvarianten transparent
Ausschließlich über grafische Modelle werden sämtliche Aspekte der Fachanwendung erfasst und in eine geeignete Architektur übersetzt. Generische Verfahrensabläufe werden ebenfalls grafisch mit BPMN modelliert und optimiert. Hierarchisch darauf aufbauend werden nur noch Abweichungen deklariert, um dann durch patentierte Vererbungsmechanismen und ohne Eingriff auf Code-Ebene automatisch zu lauffähigen Prozessen zu werden. Die Prozesstransparenz erreicht mit diesem Prinzip eine neue Dimension: Anpassungen am Prozess werden verlustfrei und maschinell dorthin propagiert, wo sie wirken.
Verfahrensmigration
Schrittweise Migration von Alt-Anwendungen
Modernisierungsprojekte werden mit PEGA® nicht mehr zwingend in zeitlich und technisch aufeinander aufbauende, eng verzahnte Abschnitte unterteilt, sondern vielmehr in technischen bzw. logischen Einheiten behandelt, die deutlich unabhängiger voneinander erneuert werden können. PEGA® bietet eine zeitgemäße Benutzeroberfläche für Fachverfahren, und gleichzeitig läuft das Verfahren selbst auf der ursprünglichen Plattform. Erst in weiteren Projektschritten wird zunächst die Applikationslogik auf PEGA® portiert und dabei die ursprüngliche Datenbank eingebunden, bevor abschließen die Datenmigration erfolgt.
Intermediäre Plattform
PEGA® als Teil einer Gesamtarchitektur
Sollen Fachverfahren, die bisher Insellösungen darstellen, miteinander gekoppelt oder an eine E-Akte angebunden werden, bietet PEGA® durch seine standardisierten und rein durch Konfiguration ansprechbaren Adapter eine große Schnittstellenvielfalt. Sobald eine Fachanwendung mit PEGA® spricht, kann jede Fachanwendung mit jeder anderen sprechen. Eine technisch oft komplizierte Anbindung der Fachverfahren untereinander kann dann entfallen. So werden gleichzeitig die verschiedenen Fachapplikationen gesamtheitlich zugänglich.
DOMEA-Integration
DOMEA-Verfahren außerhalb eines DMS
Auch für die Ablösung von Fachverfahren auf Basis von DOMEA und deren Anbindung an die E-Akte Bund ist PEGA® prädestiniert. Die tatsächlichen Fachverfahren, die direkt im Produkt DOMEA realisiert wurden, werden auf die PEGA® Plattform migriert. Die Anbindung an die E-Akte Bund geschieht dann direkt, da PEGA® über eine geeignete Schnittstelle verfügt. Eine aufwendige Implementierung der Veraltungsverfahren direkt innerhalb der E-Akte Bund kann entfallen.
E-Akten-Anbindung
Veraktung „auf Zuruf“
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Anbindung der elektronischen Akte (E-Akte). Es stellt sich neben der Modernisierung zusätzlich die Frage, in welchem Umfang und zu welchen Zeitpunkten eine E-Akten-Lösung im Fachverfahren angesprochen werden kann. Auf keinen Fall sollte, wie bei DOMEA üblich, ein Dokumenten-Management-System (DMS) zur Realisierung von Fachverfahren missbraucht werden, Auch darf eine Verfahrensplattform kein E-Akten-System ersetzen. Das Einbringen von spezieller Applikationslogik, wie sie Fachverfahren verlangen, gelingt mit der E-Akte nur unzureichend.
Vielmehr müssen aus der federführenden E-Akte heraus Fachverfahren angestoßen und aktenrelevante Dokumente jederzeit im DMS abgelegt werden können. Mitzeichnungen und Vorgänge, die unabhängig vom jeweiligen Fachverfahren angestoßen werden, können dann wieder in der E-Akte weitergeführt werden. Dadurch vermeiden Behörden unnötige Abhängigkeiten zwischen Akten und Fachverfahren.