Mobile Innovationen für den Alltag: Wie Materna Apps für moderne Nutzerbedürfnisse entwickelt
Das Smartphone ist heute der direkte Zugang zur digitalen Welt – auch für die öffentliche Verwaltung. Materna realisiert mobile Anwendungen und Apps auf Basis modernster und marktführender Technologien. Im Interview berichten Daniela Rothfeld und Hannah Scheuren aus der Abteilung Mobile Solutions, welche spannenden Apps sie derzeit entwickeln – wie zum Beispiel die Mobile Helfer App und die SmartLivingNEXT Mobile App.
Wie starten wir in ein App-Projekt?
Daniela Rothfeld: In der Regel nähern wir uns den Ideen für eine geplante App über Workshops. Wir starten mit einem groben Scoping und einer technikneutralen Betrachtung. Hier lernen wir den Kunden, die verschiedenen Stakeholder und die Anforderungsquellen kennen. Unsererseits sitzen in den ersten Workshops vor allem Anforderungsmanager und UX-Experten:innen mit am Tisch. In dieser Startphase ist es entscheidend, herauszufinden, wo die Motivation und das Grundbedürfnis für das Projekt liegen und welche Zukunftspotenziale die geplante App hat.
Hannah Scheuren: Entscheidend ist es, sich mit der späteren Zielgruppe der App vertraut zu machen bzw. diese erst einmal präzise zu definieren. Wichtige Fragen sind: was ist das Ziel, wen wollen wir erreichen und was ist das Mindeste, was die App leisten muss. Daher binden wir frühzeitig UX- und UI-Expert:innen in den Prozess ein.
Ein aktuelles Projekt ist die Realisierung der Mobile Helfer App. Was steckt dahinter?
Daniela Rothfeld: Die Mobile Helfer App ist ein Hilfsmittel beim Bevölkerungsschutz. Es gibt viele Personen, die zwar keiner offiziellen Hilfsorganisation angehören und auch keine spezifische Qualifikation mitbringen, aber dennoch bei Katastrophen und anderen Notlagen gerne unterstützen möchten. Die Hauptaufgabe der Mobile Helfer App ist es, Helferinnen und Helfer zu akquirieren, damit sie zu solchen Einsatzorten koordiniert werden können. Initiiert wurde die App von der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) und vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Stellvertretend wird das Projekt hauptsächlich durch die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. geleitet und Materna entwickelt die App derzeit. Die offizielle Veröffentlichung ist für das Jahr 2025 geplant.
Wie hat sich der Scope für die Mobile Helfer App gestaltet?
Daniela Rothfeld: Bei der Mobile Helfer App sind wir so vorgegangen, dass wir den Scope zunächst auf den Kern der Anforderungen eingegrenzt haben. Beispielsweise ist geplant, dass potenzielle Helfer in drei verschiedene Stufen eingruppiert werden können – abhängig davon, wie erfahren sie sind oder ob sie bereits bestimmte Einsätze absolviert haben. Die Konzeption und Umsetzung der verschiedenen Stufen erfolgen iterativ. Die Scoping-Phase machte deutlich, dass parallel zur App auch ein Webportal erforderlich ist – sozusagen ein Leitstand, der die Einsätze organisationsseitig plant und koordiniert. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, die Motivation und das Grundbedürfnis der Stakeholder genau zu identifizieren. Das Webportal haben wir dann parallel entwickelt. Derzeit sind wir in der Testing-Phase und verbessern beispielsweise die Nutzerführung. Zudem werden Schnittstellen entworfen, um die App und das Webportal an weitere IT-Systeme, wie KatHelfer Pro des Bevölkerungsschutzes, anzubinden. Die Helfer müssen beispielsweise auch mit Materialien am Einsatzort versorgt werden. Informationen dazu kommen aus anderen Systemen. Die zugehörige Systemlandschaft wächst kontinuierlich. Solche Zukunftspotenziale zu identifizieren, ist unter anderem die spannende Aufgabe unserer Anforderungsmanager.
Ein sehr wertvolles Projekt – auch aus Sicht der Helfer. Wie können sich Helfer die App vorstellen?
Daniela Rothfeld: Es gibt einen umfangreichen Wissensbereich, der aus verschiedenen Blickwinkeln erläutert und aufklärt, was es organisatorisch, mental und physisch bedeutet, an einem Einsatz in einer Krisensituation mitzuwirken. Der zweite Bereich, das Herz der App, organisiert und steuert die Einsätze der Helfer. Diese können bestimmte Regionen abonnieren, werden dann über die App über anstehende Einsätze per Push-Benachrichtigungen informiert und was sie dort erwartet. Wenn sie den Einsatz annehmen, erfolgt die weitere Kommunikation sowie auch das Einchecken zum Einsatz über die App. Das ist grob beschrieben die Funktionalität der Mobilen Helfer App.
In einem weiteren Projekt entwickeln wir derzeit eine mobile App, die bei der Energiekostentransparenz unterstützt. Worum geht es in diesem Projekt?
Hannah Scheuren: Im Forschungsprojekt SmartLivingNEXT entwickeln wir unter anderem eine mobile App. Sie kann Mietenden in einem Mehrfamilienhaus eine Übersicht über ihren Stromverbrauch visualisieren und live auswerten und hilft beispielsweise dabei, den Stromverbrauch zu senken, ohne dass der Wohnkomfort eingeschränkt werden muss. Zählerstände lassen sich mittels Smart Meter automatisiert ablesen und niemand braucht dafür mehr in den Keller zu gehen. Eine erste Demo-Version haben wir im Oktober erfolgreich bei den Tagen der digitalen Technologien in Berlin vorgestellt. Die Entwicklung der mobilen App entsteht im Rahmen des Förderprogramms SmartLivingNEXT, bei dem es um den Aufbau eines Ökosystems im Bereich nachhaltiges und gesundes Leben und Wohnen geht.
Anforderungslisten in Projekten sind erfahrungsgemäß sehr lang. Wie kann man sich dem späteren Produkt dennoch schrittweise nähern?
Daniela Rothfeld: Wir erleben es in der Tat sehr oft, dass die Wunschlisten sehr lang sind. Dann muss priorisiert und fokussiert werden, was der Kunde zuerst erreichen möchte. In diesem Zusammenhang arbeiten wir mit einem Minimum Viable Product (MVP); das ist eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produktes. Es ist quasi eine Miniversion der späteren Lösung. Hier können wir testen, wie es funktioniert und ob der Use Case überhaupt so ist, wie es sich der Kunde vorgestellt hat.
In der Entwicklung arbeiten wir agil und haben Ausbaustufen der Mobilen Helfer App festgelegt, die wir in einem iterativen und inkrementellen Prozess realisieren, sodass eben auch die Systemlandschaft mitwachsen kann. Auch in der Konzeption arbeiten wird bereits agil, also beispielsweise an der Interaktionsarchitektur für die Nutzer. Screens werden erstellt, immer weiter ausgearbeitet. Der Kunde ist in diese Prozesse von Anfang an integriert und kann bei Bedarf schnell reagieren, falls sich Anforderungen im Laufe der Zeit verändert haben.
Hannah Scheuren: Auch bei der Entwicklung der SmartLivingNEXT Mobile App für die Energiekostentransparenz ist das MVP sehr wichtig. Damit überprüfen wir die App auf User-Tauglichkeit, damit Personen aus jeder Alters- und Zielgruppe bestmöglich damit umgehen können.
Wir veranstalten gerne Usability Testessen. Hierzu werden potenzielle Nutzende eingeladen, das MVP auf Herz und Nieren zu prüfen. Wir begleiten die Tests und analysieren Schritt für Schritt, an welchen Stellen die Probanden mit der App noch nicht zurechtkommen. So lassen sich Logik-Fehler sowie UX- und UI-Schwächen herausfinden. Die UX- und UI-Sicht und damit Konzentration auf die Bedürfnisse der Nutzenden ist enorm wichtig.
Bei Materna entwickeln wir sowohl für iOS- als auch für Android-Geräte. Worauf muss man hier achten?
Daniela Rothfeld: Das Wichtigste ist, sich an die Frameworks zu halten, also Material Design bei Android und die Human Interface Guidelines von Apple. Diese werden regelmäßig erneuert und geben ein natives Look and Feel vor. Unsere Apps orientieren sich immer an diesen nativen Designs, damit sie intuitiv nutzbar sind.
Die Arbeit an der Mobilen Helfer App ist bei unseren Entwicklern sehr begehrt. Zum einen ist es ein wirklich sinnstiftendes Projekt. Zum anderen ist der Tech Stack sehr modern. Und das macht einfach allen Spaß.
Hannah Scheuren: Absolut. Die Art, wie wir heute mobile Apps entwickeln, macht den Teams sehr viel Spaß. Wir haben alle drei Wochen Reviews und sehen den neuesten Stand der Entwicklung. Je mehr Puzzle-Teile im laufenden Projekt dazu kommen, umso spannender wird es, daran mitzuarbeiten. Dass unsere SmartLivingNEXT Mobile App bei den Tagen der digitalen Technologien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz vorgestellt wurde, hat das Team zusätzlich sehr motiviert.