Mobile App
Materna hat eine innovative App für Smartphones und Tablets entwickelt, mit der Daten zu erlegten oder verstorbenen Wildtieren (aktuell nur Wildschweine) erfasst werden können. Die Wildtier-Koordinaten-Erfassungs-App (WilKEA) dient der digitalen Probenerfassung im Rahmen des Schwarzwild-Monitorings in Niedersachsen. Die erhobenen Daten werden in ein zentrales System überführt und einer Fachanwendung zur Verfügung gestellt.
Digitale Probenerfassung für Wildschweine
Die afrikanische Schweinepest (ASP) ist ein aktueller Krisenschauplatz. Auch wenn die Seuche keine so große mediale Präsenz findet, ist der Virus trotzdem sehr ernst zu nehmen. Bei unseren europäischen Nachbarn hat die ASP besorgniserregende Fallzahlen erreicht, sodass seit geraumer Zeit Maßnahmen zur Eindämmung getroffen werden. Eine Einschleppung nach Deutschland hat gravierende Folgen für die Gesundheit der Wild- und Hausschweinbestände und in der Folge für die landwirtschaftliche Produktion.
Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) hat Materna die App WilKEA zur Erfassung von Wildschweinen entwickelt. Die App überzeugt mit einem klaren Design und intuitiven Klickwegen. Sie ist auf die Nutzung im Jagd- und Forstbetrieb ausgerichtet. Über die App lassen sich Koordinaten (für die Dokumentation des Fundortes und eine Bergung), Blutproben und weitere essenzielle Informationen (Gewicht, Geschlecht etc.) zu Wildschweinen bzw. Kadavern erfassen und an zuständige Einrichtungen weiterleiten.
Die mobile Applikation unterstützt bei der Identifizierung von Wildschweinen, die an der afrikanischen Schweinepest (ASP) erkrankt sind. Der Einsatz der WilKEA minimiert frühzeitig das Schadensausmaß und unterstützt bei der Eindämmung der Verbreitung der Krankheit. Förster:innen und Jäger:innen können Fälle unabhängig von Ort und Witterung schnell und einfach melden. Betroffene Gebiete und die Anzahl der Todesfälle lassen sich zuverlässig identifizieren. Die Daten gelangen in die sogenannte HIT-Datenbank. Die HIT-Datenbank ist eine bundesweit etablierte Datenbank mit Tiergesundheitsdaten, deren Daten für Aufgaben in der Veterinärverwaltung herangezogen werden und unter anderem die Tierseuchenbekämpfung unterstützt. Neben allgemeinen Gesundheits- und Stammdaten speichert die Datenbank zusätzlich die Herkunft und Lebensdauer von Wildschweinen.
Ressourcenschonende Erfassung von Daten
Wird im Wald ein verstorbenes Wildschwein aufgefunden, wird eine Blut-, Tupfer- oder Organprobe entnommen und mit einem Barcode versehen, der über die App eingescannt wird. Es können mehrere Proben gleichzeitig erfasst werden. Die Tiere werden zudem mit einer Wildursprungsmarke ausgestattet, die einen QR-Code enthält, der ebenfalls gescannt wird oder wahlweise manuell erfasst werden kann. Förster:innen und Jäger:innen können dann mit wenigen Klicks in der App alle wichtigen Daten zum Wildschwein, wie etwa Standort, die Todesursache, die Altersgruppe, das Gewicht und das Geschlecht hinterlegen. Eine wichtige Funktion hierbei ist die verlässliche Erfassung des genauen Fundortes eines Tieres dank des integrierten Kartenmaterials. Bei vorhandenem GPS-Signal werden die Koordinaten automatisch erfasst. Wenn kein Signal vorhanden ist, erfolgt eine manuelle Positionierung auf der Karte durch Bereitstellung von offline Kartenmaterial. Datum und Uhrzeit werden automatisiert erfasst. Ergänzend können individuelle Informationen vermerkt werden. Bei der Datenerfassung verhalten sich die Auswahlmöglichkeiten in der App dynamisch zum zuvor ausgewählten Punkt. Übersichtliche Auswahlfelder erleichtern die Erfassung vor Ort.
Die Proben der Wildschweine werden nach der Erfassung mittels WilKEA bei dem zuständigen Veterinäramt abgegeben und werden von dort an die amtlichen Untersuchungslabore weitergeleitet. WilKEA fasst alle Daten inklusive der gescannten Proben und der Wildursprungsmarke georeferenziert zu einem Datensatz zusammen. Alle Daten gelangen über eine Schnittstelle in die HIT-Datenbank. So ist transparent nachvollziehbar, wo eine Blutprobe von einem Tier entnommen wurde und ob diese positiv oder negativ war. Es entsteht eine Karte von Niedersachsen, über die genau verfolgt werden kann, wo Wildschweine mit der afrikanischen Schweinepest erlegt oder tot aufgefunden wurden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Daten lokal gespeichert werden können, sodass sie auch ohne Netzwerkverbindung erfasst und zu einem späteren Zeitpunkt mit HIT synchronisiert werden können. Auch eine Teilerfassung ist möglich. Die Vervollständigung der Wildschwein-Erfassung kann dann später die zuständige Sammelstelle, die für die Aufnahme der Wildschweine zuständig ist, übernehmen. Nach erfolgter Meldung können Details weiterhin in den erledigten Erfassungen eingesehen werden.
Neben Förster:innen und Jäger:innen nutzen die App daher auch die zuständigen Sammelstellen. Wird ein Tier dort abgegeben, kann durch das Einscannen der Wildursprungsmarke oder mittels manueller Eingabe des Barcodes der entsprechende Datensatz aus der HIT abgefragt und vervollständigt werden. Weiterhin können die Sammelstellen aber auch eine komplett neue Erfassung starten. WilKEA ist so flexibel, dass die App künftig auch zur Kontrolle weiterer Tierseuchen genutzt werden soll, wie zum Beispiel der Vogelgrippe (Aviäre Influenza) oder des West-Nil-Virus. Aktuell ist sie nur in Niedersachsen im Einsatz.
Typischer Ablauf in WilKEA
Über das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit