Drei Fragen an Guido Weiland, Leiter Materna Innovation Center
KI-Experte Guido Weiland äußert sich im Interview über die Vorteile von künstlicher Intelligenz in Verwaltungen und zeigt Potenziale auf. Ein internationaler Vergleich macht deutlich: In Deutschland besteht Bedarf zu handeln.
Warum sollten sich Behörden jetzt mit KI beschäftigen, obwohl deren Entwicklung noch am Anfang steht?
Bereits heute verfügbare Lösungen im Umfeld der Künstlichen Intelligenz können die Vorgangsbearbeitung erheblich vereinfachen, beispielsweise durch Teilautomatisierung. Durch KI lassen sich eingehende Dokumente nicht nur erkennen und klassifizieren, sondern auch mit konkreten Handlungsempfehlungen versehen zur Entscheidung weiterleiten. Und unsere Erfahrung zeigt: Wenn einmal erste Erfahrungen mit KI vorhanden sind, finden sich ganz schnell weitere Einsatzbereiche. Und da reden wir noch nicht über fortgeschrittene KI-Methoden und zukünftige Potenziale, die sich eine Organisation umso leichter erschließt, je mehr Erfahrung sie mit den neuen Technologien sammelt.
Wie kann Künstliche Intelligenz die zukünftige Wertschöpfung einer Organisation unterstützen?
KI wird in naher Zukunft niemandem die Aufgabe abnehmen, wertschöpfende Prozesse für die Verwaltung zu entwickeln. Um zu entscheiden, mit welchen Leistungen Behörden künftig welche Einnahmen generieren können, bleibt Kunden-, also Bürgerzentriertes Denken die wichtigste Voraussetzung. Aber wenn die beteiligten Behördenvertreter außerdem die bestehenden Prozesse kennen und hinterfragen, können sie durch KI rasch realistische Wertschöpfungspotenziale aufdecken und mit Hilfe von KI-Experten in konkrete Lösungen umsetzen. Dabei gehören Datenqualität und Datenschutz von Anfang an zum Konzept. Neben Richtlinien und Gesetzen muss deshalb auch der Wert der Daten angemessen berücksichtigt werden. Denn Daten sind die Basis der Wertschöpfung von morgen – nicht nur in der öffentlichen Verwaltung.
Welche Skills brauchen die Führungskräfte in einer öffentlichen Verwaltung, die für viele Aufgaben KI beschäftigt?
Vor allem müssen Entscheider die Möglichkeiten von KI realistisch einschätzen. Dazu müssen sie nicht selbst Techniker sein, aber sie brauchen den Zugriff auf Praxis-Know-how im Umgang mit KI. Genauso wichtig ist natürlich die Erfahrung mit den typischen Verwaltungsabläufen, um das Miteinander von Mitarbeitern und KI harmonisch zu gestalten. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz von KI. Hierbei müssen Vorgesetzte Ängste und Vorbehalte von Mitarbeitern abbauen, indem eine gezielte Change-Kommunikation stattfindet.
Top Leading Countries in E-Government Development - Deutschland hat noch ungenutzte Potenziale