Die Jahre 1990 bis 2000

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Die Jahre 1990 bis 2000

Die Computer kommen

Die Computer kommen

Zu Beginn der 1990er Jahre steckte die E-Mail noch in den Kinderschuhen. Geschäftliche Korrespondenz erfolgte per Brief oder Fax. Für wichtige Besprechungen wurden persönliche Treffen vereinbart. So einfach war das.

„Für eine zweistündige Besprechung sind wir mit der Bahn von Dortmund nach Karlsruhe gereist. Anschließend ging es wieder zurück. Heute würde man dies als Verschwendung von Arbeitskapazität bezeichnen“, sagt Walter Sudholt, Projektleiter für Behördenprojekte, rückblickend. Denn: handliche Laptops für das Arbeiten unterwegs gab es noch nicht. Während der Fahrt wurden die Protokolle der Besprechungen auf Papier notiert, Konzeptideen handschriftlich aufgezeichnet oder einfach nur ein gutes Buch gelesen. Aus heutiger Sicht war die Reisezeit nicht wirklich vernünftig nutzbar.

Auch das Verkaufen neuer Projekte lief komplett anders ab. „Kunden haben uns direkt kontaktiert und von ihren Anforderungen erzählt“, berichtet Jens Liedtke, Abteilungsleiter Sales IT. „Aber auch wir sind im Vertrieb den direkten Weg gegangen und haben uns klassisch über die Telefonzentrale bei potenziellen Kunden gemeldet. Der Empfang hat uns dann an den passenden Ansprechpartner durchgestellt. Das war gar kein Problem, denn der Vertrieb war sehr personalisiert und persönlich. Menschen verkaufen an Menschen, war die Devise.“

Walter Sudholt pflichtet ihm bei: „Ich lasse meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch heute noch alle zwei Monate zu Kunden fahren, um die persönliche Beziehung aufrechtzuerhalten.“ Für manche der jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Materna, die inzwischen überwiegend digital kommunizieren, ist dies ungewohnt.

Die technologische Entwicklung schritt indes zügig voran und in der Folge erlebte der PC einen Höhenflug.

Auf IT-Administratoren wartete viel Arbeit

In den 1990er Jahren haben sich in Büros die PCs als wichtiges Arbeitsmittel etabliert. Eine Besonderheit in diesem Zusammenhang ist die Software DX-Union von Materna, mit der Organisationen ihre Arbeitsplatz-Rechner zentral verwalten und steuern können. Die Idee dazu stammt noch aus den 1980er Jahren und geht auf ein Kundenprojekt bei einer Behörde zurück, bei dem es um die Administration von Druckern und der Betriebssystemlandschaft ging. Anfang der 1990er Jahre ist daraus eine Software-Lösung entstanden, um Software automatisiert auf Endgeräte zu verteilen, Berechtigungen der Nutzer einzurichten sowie weitere Aufgaben aus der Ferne zu übernehmen, für die Administratoren sonst direkt an die PCs gehen mussten.

„Das Urproblem mit den PCs haben wir ja auch heute noch, denn es muss immer wieder Software eingespielt, verwaltet und aktualisiert werden. Weiterhin wollen Benutzer auf verschiedene Ordner und Drucker zugreifen und benötigen dafür Berechtigungen“,

erzählt Abteilungsleiter Dirk Struck, der seit 1992 im Unternehmen arbeitet. Deswegen sind DX-Union und verschiedene Nachfolgeprodukte heute noch bei vielen Kunden im Einsatz.

Mit der Zunahme der PCs wurde für Unternehmen ein effizienter Betrieb der Geräte zunehmend wichtiger. So stieg Materna schließlich in das IT-Service-Management (ITSM) ein und vereinbarte im Jahr 1995 die Partnerschaft mit dem Anbieter Remedy, heute Teil von BMC Software. IT-Verantwortliche benötigten in dieser Zeit – und auch heute noch – eine Lösung für das ITSM, die auch Funktionen für das Incident Management und den Service Desk umfasste. „Das Angebot von BMC bzw. Remedy war ein Unikat auf dem deutschen Markt. Es gab kaum Wettbewerb. Wir konnten die Software damals in hohen Stückzahlen an beinahe jedes Unternehmen verkaufen“, erinnert sich Jens Liedtke. Daraus haben sich viele langjährige Kundenbeziehungen entwickelt, die bis in die heutige Zeit reichen.

Ausflug ins Hardware-Geschäft

Zu Beginn der 1990er ist Materna auch einmal in die Hardware-Entwicklung eingestiegen und in einen Wettbewerb zu IBM getreten – ein kühnes Unterfangen. Es wurde ein Konverter mit Anwendungsspezifischen Integrierten Schaltungen (ASICs) konstruiert, der die Datenübertragung von Kupferkabel auf Glasfaser vornahm. Die Geräte wurden erfolgreich am Markt platziert, doch konnte Materna den Wettbewerb gegen den Brancheriesen nicht aufrechterhalten und stellte die Aktivität wieder ein.

Das Internet wird geboren

Die 1990er Jahre stehen aber auch für eine Revolution, die zu dieser Zeit ihren Anfang nahm: das World Wide Web. Im Jahr 1994 kamen die Web-Browser Mosaic und Netscape Navigator auf den Markt. Diese konnten neben Text auch eingebettete Elemente wie Grafiken und interaktive Elemente darstellen. Damit konnte sich das Internet unaufhaltsam weiter ausbreiten und wurde für kommerzielle Zwecke nutzbar. In Deutschland war die Universität Dortmund maßgeblich an der Einführung des Internets beteiligt, als sie 1989 die Grundlagen für ein IP-Netz in Deutschland legte.

Bei Materna waren die Experten von dem Erfolg des Internets überzeugt. „Ende der 1990er Jahre haben wir auf der CeBIT-Messe in Hannover einmal eine Shop-Lösung für das Internet vorgestellt. Von unseren Kunden wusste kaum jemand, wofür man das brauchte. Zudem kam die Jahr-2000-Umstellung auf die IT-Branche zu und viele Kunden wollten sich erst danach mit diesem Thema beschäftigen. Offenbar konnten wir damals auch nicht richtig erklären, welches Potenzial in einem Internet-Shop überhaupt steckt“, erzählt Walter Sudholt. Für Unternehmen war es zu Beginn sehr aufwendig, das Internet als neue Vertriebsplattform in die bestehenden Abläufe zu integrieren, und eine Shop-Lösung wurde daher von manchen Kunden zunächst nur als eine weitere Marketing-Maßnahme gesehen.

Es ist und bleibt spannend

Angetrieben vom Internet und der weiteren Verbreitung der PCs, führten die technologischen Innovationen ständig zu spannenden Projekten.

Langeweile? Fehlanzeige.

Es war immer etwas los und der menschliche Zusammenhalt bei Materna tat sein Übriges, dass man sich als Team sehr gut verstand und Projekte mit hoher Kundenzufriedenheit durchführte.

Wer 20 Jahre im gleichen Unternehmen tätig ist, muss sich die Frage gefallen lassen, ob das nicht langweilig sei. „Auf gar keinen Fall“, sagt Jens Liedtke. „Die Materna-Philosophie hat immer gut funktioniert und Menschlichkeit steht bei uns seit jeher an erster Stelle. Natürlich gab es sehr viele organisatorische Änderungen, aber die gute Kollegialität, die hat sich nie geändert und dies führte dazu, dass sich Menschen wohlfühlen.“

Barbara Diehl, Entwicklungsleiterin in der Produktentwicklung, stimmt zu: „Das Miteinander ist ganz wichtig. Auch etwas gestalten und sich im Rahmen von Projekten freier bewegen zu können, schafft positive Stimmung. In unseren Entwicklungsteams haben wir die Produkte DX-Union, UCM und MSMC sowie die Technologien und Vorgehensweisen alle selbst erarbeitet. Das entsteht aus den Menschen heraus, wenn sie sich voll einbringen können.“ So zu arbeiten, war bei Materna immer möglich.

Mit großen Schritten voranschreiten

Projekte wurden bei Materna mit hohem Engagement und viel Begeisterung durchgeführt. Das Ergebnis: zufriedene Kunden und neue Projekte, darunter auch sehr viele Projekte für die öffentliche Verwaltung. So wuchs die Zahl der Mitarbeiter*innen stetig. Neue Standorte wurden zum Beispiel in Berlin, Bremen, Erlangen, Hamburg und München eröffnet. Zuvor waren bereits Standorte bei Frankfurt und in Hamburg entstanden.

Das Materna-Gebäude erhielt einen zweiten Bauabschnitt. In diesem Zuge wurde auch ein neues, hochmodernes Rechenzentrum gebaut. Und dabei kam ein gut gehütetes Geheimnis der IT-Experten ans Tageslicht: Im alten Rechenzentrum wurden die Kühlkanäle des Doppelbodens gerne einmal dazu genutzt, einen Kasten Bier auf die optimale Trinktemperatur zu bringen. Mit dieser Tradition war nach dem Umzug jedoch Schluss, denn die Professionalisierung der gesamten Organisation schritt zügig voran.

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